Eine Drehung im entgegen gesetzten Uhrzeigersinn stellt das Objektiv auf nähere Entfernungen ein. Oben trägt der Einstellring eine etwas spärliche Entfernungsskala mit weissen Meter- und roten Fuss-Werten. Die Einstellmarke ist ein weisser Strich auf dem feststehenden Ring um den Auslöser, unmittelbar innerhalb des Einstellringes. Ein feiner roter Strich rechts davon ist die Infrarot-Einstellmarke. Links und rechts von der Einstellmarke sind je zwei Blendenwerte als Teil einer sehr einfachen Schärfentiefenskala markiert und zwar Blende 8 und 22.


Der Einstellknopf läuft zügig, erfordert aber eine Drehung von etwa 200 Grad zwischen Unendlich und 1 Meter. Der äussere polierte Kunststoffrand des Knopfes ist trotz Rändelung nicht gut greifbar, denn die grosse und robuste Einstellmechanik ist etwas schwergängig. Dieser Reibungswiderstand ist aber in Ordnung, denn eine leichtgängige Einstellung wäre zwar schneller aber weniger genau.


Der Durchblicksucher ist für eine Mittelformatkamera nicht sehr gross, doch ausreichend und verhältnismässig hell. Die gelblichen Leuchtrahmen sind auch bei schwachem Licht deutlich sichtbar. Bei der Einstellung auf kürzere Entfernungen wandert die obere linke Rahmenecke nach innen, während die anderen drei Ecken feststehen. Diese Anordnung ist zwar nicht ganz so elegant wie ein voll beweglicher Rahmen, gleicht aber neben der Parallaxe auch den Bildfeldschwund aus.


Die zusätzlichen Markierungen in der oberen rechten und unteren linken Ecke ergänzen die verkleinerten Bildfeldgrenzen für Nahaufnahmen. Das rechteckige Messfeld in der Mitte ist gut markiert und das zweite, bewegliche Mischbild hell und deutlich sichtbar. Der Messsucher der Makina ist hervorragend - er erreicht vielleicht nicht ganz den Standard des Messsuchers der Leica-M-Modelle, übertraf aber deutlich jenen einiger grösserer, nicht zusammenklappbarer Rollfilmkameras.


10. Schnelle Belichtungsmessung

Bevor man den Messstromkreis einschaltet, wählt man zweckmässigerweise eine geeignete Verschlusszeit. Der Verschluss hat keine Zwischeneinstellungen, und die Abstimmung durch Drehen des Verschlusszeitenringes ist weniger günstig. Dann drückt man auf den kleinen Federknopf unmittelbar unter dem Schalthebelende und blickt durch den Sucher. Die Leuchtdioden für die Belichtungsanzeige erscheinen nun in einem dunklen Feld am rechten Sucherrand. Bei direktem Durchblick ragt dieses Feld geringfügig - aber nicht störend - in das Bildfeld hinein.


Je nach den vorhandenen Lichtverhältnissen, der Empfindlichkeits- und der Verschlusszeiteneinstellung sieht man ein rotes Plus-Zeichen, darunter ein grüner Kreis oder darunter ein rotes Minus-Zeichen. Eventuell erscheint der grüne Kreis zusammen mit dem Plus- oder dem Minus-Zeichen. Die ersten drei Signale entsprechen einer Überbelichtung, richtigen oder Unterbelichtung. Der grüne Kreis mit einer der roten Marken bedeutet eine geringfügige Über- oder Unterbelichtung. Nach meinen eigenen Erfahrungen entspricht der Unterschied zwischen dem Grün- mit Rotsignal und dem Grünsignal allein etwas mehr als eine Blendenstufe. Die Messung erscheint mir also ausreichend genau und auch ausreichend schnell.


Für an Kleinbildkameras gewöhnte Fotografen erschien die Makina 67 damals ohne Zweifel recht gross. Benutzer der Pentax 6x7 oder der Rapid Omega fanden sie aber eher als klein. Das Gewicht  von 1,2 Kilogramm ist zwar kaum unbedeutend, aber für eine Kamera dieses Formats ist die Makina 67 noch verhältnismässig leicht. Sie liegt ziemlich gut in der Hand, wenn auch etwas kopflastig.


Die Scharfeinstellung erfordert Aufmerksamkeit, der Schalthebel und der Auslöseknopf sind dagegen ausgesprochen positiv zu beurteilen. Der gut plazierte Schalthebel lässt sich schnell bedienen, sobald er in seiner Ausgangsstellung etwa 13 mm von der Rückwand absteht, und steuert viel zur schnellen Schussbereitschaft der Kamera bei. Der Auslöseknopf liegt ebenfalls ideal, ist mit seiner 16 mm grossen Kuppe leicht mit der Fingerspitze auffindbar und funktioniert zügig und vorherbestimmbar. Eine ultraempfindliche Auslösung ist aber es keineswegs, hat man aber den Knopf bis zum ersten Druckpunkt einige Millimeter eingedrückt, weiss man genau, dass der geringste weitere Druck auslöst. Für die verwacklungsfreie Aufnahme ist diese genaue Druckpunktnahme viel wichtiger als ein leichterer Gang.


Leider kann man nicht mit dem rechten Zeigefinger und Daumen in auslösebereiter Stellung scharf stellen. Man muss zuerst einstellen und dann schalten. In den meisten Aufnahmesituationen macht das wenig aus, ist aber bei schnellen Bildserien ärgerlich. Nachteilig ist es wohl auch, dass man die Kamera im zusammengeklappten Zustand auslösen kann. Man löst zwar den Knopf mit seinem langen Auslöseweg selten versehentlich aus, kann aber in der Eile vergessen, die Kamera zu öffnen.


Die Belichtungsmessung ist hervorragend einfach. Man stützt die Objektivstandarte mit der linken Hand von unten ab, sodass der linke Daumen auf dem Blendenhebel ruht. Mit dem rechten Daumen drückt man auf den Messschaltknopf und dreht nun den Blendenring bis der grüne Kreis aufleuchtet - mit dem rechten Zeigefinger kann man dann beliebig auslösen. Beim Abnehmen der Kamera vom Auge sieht man die Belichtungseinstellung auf einen Blick. Sobald man den Messschaltknopf loslässt, schaltet sich der Belichtungsmesser ab.


11. Objektivleistung  

In ihrer optischen Leistung soll die Makina 67 zu den besten Rollfilm-Klappkameras zählen. Die Brennweitenwahl war möglicherweise weniger günstig, denn als Halbweitwinkel ist das Objektiv kaum optimal für Porträtaufnahmen. Die Naheinstellgrenze ermöglicht zwar ohne weiteres Brustbilder, ergibt dann aber eine merkbare perspektivische Verzeichnung. Gemeint ist damit nicht die lineare Verzeichnung - in dieser Hinsicht ist das Nikkor 1:2,8/80 mm hervorragend verzeichnungsfrei.


In der Bildmitte kann bei der maximalen Blende ein geringfügiger Kugelgestaltfehler beziehungsweise sphärische Aberration auftreten, bei Blende 4 aber merklich verschwinden. Bei Blende 5,6 sollte die Bildmitte eine hervorragende Qualität erreichen. Zu den Bildecken hin ist ein geringer Astigmatismus bemerkbar. Farbquerfehler sind bei allen Blenden gut durchkorrigiert. Die Linsenelemente sollen optisch gut zentriert sein, was von einem sorgfältigen Zusammenbau zeugen würde. Diaaufnahmen zeigen jedenfalls eine gute allgemeine Bildschärfe bei Blende 2,8, wobei die Mittenschärfe bei kleineren Blenden sehr gut wird. Reflexionen sind im Ganzen gut unterdrückt, zum Teil wohl durch die leistungsfähige Mehrschichtenvergütung. Farbsäume und andere Farbfehler sind praktisch keine vorhanden. Bei Aufnahmen mit Blende 2,8 und 4 ist ein geringer Astigmatismus bemerkbar, hingegen nicht bei den kleineren Blenden. Die praktische Leistung dieses Objektivs kann man als gut bis sehr gut einstufen.    


12. Resümee  

Nun, die Makina war wie alle Spitzenkonstruktionen auf eine bestimmte Zielgruppe ausgerichtet und als Nachfolgerin einer Generation von Spitzen-Pressekameras gedacht. Dem Fach- und fortgeschrittenen Amateurfotografen sollte eine Kamera mit optimaler Qualität als Ergänzung seines vorhandenen Equipments in die Hand gegeben werden. Optimale Transportabilität war aber nur auf Kosten einer entsprechend kleinen Einstell- und Messsuchermechanik und daher fast nur mit einer Weitwinkeloptik möglich. Dabei musste sich die grosse und solide Einstellmechanik ganz in das Gehäuse versenken lassen.


Für allgemeine Einsatzgebiete - mit der Ausnahme von Porträts - war und ist diese letzte der legendären Makinas sicherlich eine gelungene Kamera. Die Handhabung ist hervorragend, die Funktionen wie bei den meisten Kameras mit Zentralverschluss praktisch lautlos. Unter dem kunststoffverkleideten Äusseren sitzt ein wie ein leichter Panzer gebautes Gehäuse. Bei Architekturfotografien weiss man die ungemein geringe lineare Verzeichnung zu schätzen. Das empfindliche Lichtmesssystem spricht wunderbar auf ungünstige Lichtverhältnisse an und die schnelle und bequeme Handhabung sowie die hervorragende praktische Leistung kann auch heute noch imponieren.


Die Makina 67 war wie auch die früheren Plaubel Makinas eine teure Kamera mit einem ausgeprägten Image und offensichtlich gewissen Beschränkungen. Innerhalb dieser Grenzen funktioniert sie aber hervorragend - und darauf kommt es schliesslich an. Trotz des abgerundeten Designs ist eine gewisse Rassigkeit unverkennbar.


Ein präzises Lichtmesssystem und einen Messsucher mit Parallaxenausgleich bieten zweifellos praktische Vorteile. Aber schliesslich ist sie die Form eines soliden Konzepts vergangener Jahrzehnte, nämlich der Rollfilm-Klappkamera, von einem soliden traditionellen Kamerahersteller.


13. Für Liebhaber  

Die Kameramodelle der Plaubel Makina zählen heute bei Sammlern zu den heiss begehrten Klassikern. Zumal seit Jahrzehnten praktisch niemand mehr Rollfilm-Klappkameras herstellt und die noch verbleibenden Exemplare dieses einst doch weit verbreiteten Kameratyps zunehmend aus dem Gebrauch ausscheiden.

PLAUBEL MAKINA 67

Zur Gebrauchsanweisung

9. Klassisches Scherenspreizen-System

Die Scharfeinstellmechanik basiert auf dem klassischen Scherenspreizen-System von Plaubel, wobei je ein Zentralverbundenes Spreizenpaar oberhalb und unterhalb der Vorderstandarte montiert ist. Die Spreizenenden sind rechts angelenkt und gleiten in einem linken Schlitz seitwärts. Durch die Änderung des Spreizenwinkels schiebt sich die Objektivstandarte ein und aus, bleibt aber stets zur Filmebene parallel. Das System ist verhältnismässig einfach und dauerhaft, dabei ausserordentlich stabil, doch genügend flexibel für die zügige Einstellung und leicht zusammenklappbar.


Unmittelbar vor dem rechten Spreizenhebel sitzt links noch ein solider angelenkter Arm: Der Entfernungsmesser-Kupplungsarm, der auch das den Auslöseknopf und die Verschlussmechanik verbindende, flexible Auslösekabel trägt. Zum Aufklappen der Kamera für die Aufnahme drückt man den rotbraunen Knopf, der zirka 10 cm unterhalb des vorderen Sucherfensters liegt, greift das Objektivgehäuse und zieht es vorsichtig bis zum Einschnappen der Vorderstandarte nach vorn. Die Scharfeinstellung erfolgt mit einem zirka 30 mm grossen Rändelknopf, der den Auslöseknopf über dem Schalthebel umgibt.

HANDBUCH

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