NIKON F3

TEIL II


Auf der linken Seite der Oberkappe befindet sich der Rückspulknopf, umgeben von einer Filmempfindlichkeitsskala sowie der Einstellung der Korrekturfaktoren für die Belichtungsmessung. Über den Rückspulknopf wird der Zubehörschuh geschoben, der mittels zusätzlicher Kontakte spezielle Blitzgeräte mit der Kamera elektrisch und mechanisch verbindet. Nach meinen Erfahrungen funktioniert das einwandfrei.


Die Befestigung des Blitzgerätes neben dem Prisma hat allerdings den Nachteil, dass Rückspulkurbel und Rückwandentriegelung verdeckt werden. Beim Filmwechsel muss das Blitzgerät daher abgenommen werden. Der später konstruierte Blitzkuppler AS-7 gestattete auch bei angesetztem Blitzgerät die Filmrückspulung und das Öffnen der Rückwand zum Filmwechsel.


Rückblickend kann man wohl sagen, dass Nikon sicherlich an der Stabilität der abnehmbaren Sucher zweifelte, falls man ein schweres Blitzgerät auf einem dort angebrachten Zubehörschuh befestigt hätte. So wurde der Sucherschuh nicht auf den Prismensuchern, sondern links daneben angebracht.


Links neben dem Kamerabajonett, dort, wo man sonst den Selbstauslöser-Hebel sucht, hat die F3 einen kleinen Hebel, der die Verschlussauslösung dank eines mechanischen Hilfsverschlusses auch ohne oder bei entleerten Batterien erlaubt. In der Achse dieses Hebels befindet sich der Knopf zur Messwertspeicherung.

 

Ein erster kleiner Schritt in Richtung ergonomischem Kameradesign stellt der Griffwulst vorn am Gehäuse dar, wie überhaupt das neue Design erstmalig vom herkömmlichen, fernöstlichen abwich. Aber es gibt auch weitere konstruktive Detailverbesserungen. So  hat die Aufwickelspule zum schnelleren Einfädeln des Films sechs Schlitze erhalten und vor der Filmpatrone ist zur besseren Filmführung eine Führungsrolle angeordnet, die auch bei Motorbetrieb eine optimale Planlage gewährleistet.


Unter den Filmführungsschienen befinden sich zwei goldene Kontakte. Sie dienen zur kabellosen Verbindung zwischen Kamera und angesetzter Datenrückwand. Zum Ansetzen des Motorantriebs MD-4 muss der schwarze Schraubdeckel aus der Bodenplatte entfernt werden, um der Rückspulachse freien Zugang zur Filmpatrone zu verschaffen.


Um die Rückspulachse herum sind sieben Kontakte angebracht. Der Motor wird von der F3 gesteuert und startet erst mit dem Transport, wenn die Kamera das Signal dazu gibt. Der Motor übernimmt zudem die Stromversorgung der Kameraelektronik.

 

Aufgrund des modularen Bauprinzips existiert die F3 in mehreren Varianten. Ausgestattet mit dem Standardprismensucher DE-2 oder dem Lichtschachtsucher DW-3, handelt es ich um die Nikon F3, sozusagen die Standardausführung.  


Mit einem speziell entwickelten High Eyepoint-Sucher, wurde im Jahre 1982 aus der normalen F3 eine Nikon F3HP. Dieser Prismensucher ist besonders bei Brillenträgern beliebt, da sein grösseres Okular auch ihnen ohne Augenakrobatik das ganze Sucherbild bis in die Ecken zeigte. Normalsichtige müssen nicht mehr ihr Auge an den Sucher anlegen, sondern können selbst bei einem Abstand von 25 mm vom Okular das ganze Bild erkennen. Es verwundert daher nicht, dass die F3 dann überwiegend in der Version F3HP verkauft wurde.


Analog zur superrobusten F2 in Titanausführung, hat Nikon auch den professionellen Anspruch der Nachfolgerin durch ein Gehäuse aus Titan unterstrichen. So  erschien 1982 die F3T, bei der Oberteil, Rückwand, Bodenplatte und Gehäuse des Sucherprismas aus dem widerstandsfähigen, unverwüstlichen Titan gefertigt sind. Sie ist auch nur mit High Eyepoint-Sucher DE-4 erhältlich. Die erste Serie bekam noch die metallisch-silberne Originalfarbe des Titans. 1984 wurde die Nikon F3T mit schwarzer Lackierung ausgeliefert. Sie ist erkennbar an dem zusätzlichen T hinter dem F3-Schriftzug und der wunderschön strukturierten Lackfinish.


1983 folgte die F3P, ein nur für Zwecke der Profifotografen geschaffenes Modell. >P< stand für Presse und Nikon liess bei ihr das weg, was Profis angeblich nicht brauchen.


Die F3P unterscheidet sich in folgenden Punkten von der normalen F3. Es fehlte der Selbstauslöser, der Okularverschluss, der Hebel für Mehrfachbelichtungen und der Sicherungshebel für die Rückwandverriegelung. Dafür gab es einen zusätzlichen ISO-Zubehörschuh auf dem serienmässigen HP-Sucher mit Titan-Aussenkappe, ein höheres Verschlusszeitenrad und einen Auslöser, mit Silikongummi-Haube als Regenschutz. Tatsächlich sind im Innern der Nikon F3P zusätzlich verschiedene Gummidichtungen angebracht, um die sichere Funktion der Kamera auch bei Regen zu gewährleisten. Pressefotografen können sich ihr Wetter ja bekanntlich nicht aussuchen.


Des Weiteren war das Fenster des Bildzählwerks zur besseren Ablesbarkeit vergrössert, die Zeitautomatik arbeitet ständig und nicht erst beim ersten Bild. Ausserdem ist die Nikon F3P mit einem Kamerabajonett aus Edelstahl versehen und wurde serienmässig mit der Einstellscheibe B und der Rückspulstopp-Rückwand MF-6 ausgeliefert. Das aber, was Berufsfotografen im Grunde haben wollten, konnte Nikon 1983 noch nicht liefern, nämlich eine kürzere Blitz-Synchronzeit als 1/80 Sekunde.


Die F3P weist übrigens eine eigene Seriennummerierung auf, nach dem Schema P900xxxx.


Insgesamt basierte die Ausstattung der F3P auf den Wünschen und Vorstellungen japanischer Pressefotografen. Ob die Ausstattung auch so ausgefallen wäre, wenn beispielsweise deutsche Bildjournalisten einbezogen worden wäre?


Heute lächerlich, aber um sicherzustellen, dass die Nikon F3P wirklich nur in die Hände von Berufsfotografen gelangte, musste in Deutschland für den Kauf dieser Kamera ein gültiger Presseausweis vorgelegt werden.  

 

Wichtig für die Kameraentwicklung wurde das Modell F3AF, Nikons erster Versuch, eine Profi-SLR mit Autofokus zu bauen:


Ab 1983 angeboten, stellte die F3AF einen der vielen damaligen Versuche dar, eine Spiegelreflexkamera mit Autofokus zu konstruieren.


Einleuchtend ist wohl, dass sich das Baukastenprinzip der F3 am besten dazu eignete, eine Autofokusvariante zu entwickeln, ohne gleich eine völlig neue Kamera konstruieren zu müssen. So entspricht das Gehäuse der Nikon F3AF ohne Sucher fast vollständig der normalen F3. Es weist als Unterschiede lediglich eine zusätzliche Kontaktreihe im Sucherschacht und im Bajonettgrund auf, um die Signale des AF-Suchers an die AF-Objektive weiterzuleiten.


Die Schärfenerkennung erfolgt im unförmigen Autofokusprismensucher DX-1, der ein in sich geschlossenes System mit eigener Stromversorgung und fest eingebauter Einstellscheibe bildet. Zu einem Normalobjektiv 2,8/80 mm, konnte ein spezielles AF-Nikkor 3,5/200 mm geordert werden. Beide Objektive besitzen jeweils einen eingebauten AF-Motor.


Das AF-System soll klaglos funktioniert haben. Nachteil war aber, dass grundsätzlich keine normalen Objektive verwendet werden konnten.


Die Zeit war aber noch nicht ganz reif für eine Profikamera von Nikon mit Autofokus und so entwickelte sich die F3AF auch keineswegs zu einem Verkaufsschlager. Aber das hatte man bei Nikon auch kaum beabsichtigt. Man wollte vielmehr den Markt testen und Erfahrungen für die kommenden Modelle sammeln.


Schliesslich wurde von Nikon ab 1994 noch eine F3 Limited und ab Juli 1996 eine F3 High Speed angeboten. Die F3 Limited ähnelt in manchem der älteren F3P. Sichtbare Unterschiede zur F3P liegen auf der Vorderseite des Gehäuses im Schriftzug >Limited< neben >F3< und in einem der Seriennummer vorgesetzten >L<. Die F3 High Speed war eine modifizierte F3, mit bis zu unglaublichen 13 Bildern pro Sekunde. Das funktioniert aber nur bei kurzen Belichtungszeiten und zudem nur mit angesetztem speziellen Motor und Batterieteil.


Ungeachtet der offenkundigen Vorteile, die die Elektronik gegenüber der Mechanik bietet, konnte die F3 trotz ihrer enormen Popularität bei Nikon-Freaks nicht das Image einer F2 erreichen, gleichwohl sie alles in allem robuster ist als eine F oder F2.


Im Jahre 1988, als die Nachfolgerin Nikon F4 erschien, wurde die Nikon F3 aufgrund der anhaltenden Nachfrage in kleinen Stückzahlen weiter hergestellt. Erst im Jahre 2000, anlässlich der Photokina, wurde bekannt, dass Nikon die Produktion der Nikon F3 endgültig einstellen würde.


Es dürfte gewiss ein Zusammenhang bestehen mit dem unaufhaltsamen Aufstieg der digitalen Fotografie und der für den Profifotografen neuen Notwendigkeit, ohne Umwege und Zeitaufwand über den chemischen Film, die Fotos rasch versenden zu können.


Nach einem ungewöhnlich langen Produktionszyklus von über zwanzig Jahren wurde die letzte Serie in einer Auflage von 4.000 Stück im Frühjahr 2001 hergestellt.  Die Verfügbarkeit von Ersatzteilen soll auch danach für einige Jahre sichergestellt sein.

ALTE

LIEBE

ROSTET

NICHT

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