NIKON F3

ALTE LIEBE ROSTET NICHT  


Eine prächtige Kamera und immer noch ein wahrer Kumpel, zuverlässig und robust, dabei vielseitig, präzise und faszinierend – eben ein Stück Fotogeschichte. Ja, auch heute noch, Jahre nach Auslaufen der Produktion, ist sie für mich ein solides und universelles Werkzeug zum Fotografieren, gegen die manch moderne Kamera nur ein elektronisches Spielzeug darstellt.


Nun, im fotografischen Alltag und über viele Jahre hat mich meine F3HP immer überzeugt! Dabei ist das Handling der Kamera beispielhaft, die F3 liegt gut in der Hand und alle Bedienelemente sitzen dort, wo man sie intuitiv sucht. Mehrere hervorragende Sucher stehen zur Auswahl, einen weichen Auslöser hat sie zudem und ganz im Gegensatz zu heutigen High-Tech-Kameras, benötigt man die Bedienungsanleitung nach einmaligem Studium kaum noch. Jedenfalls ist die F3 für mich eine hervorragende Wahl, wenn ich manuell fotografieren möchte, beispielsweise Doppelbelichtungen. Ferner bei Landschaftsaufnahmen und wenn Architektur gefragt sein sollte.  


Aber da gibt es noch etwas, diese Kamera hat für mich so etwas wie eine Persönlichkeit oder auch Seele. Darüber hinaus verrichtete die F3 immer und überall ihren Dienst und hat mich noch nie im Stich gelassen. Ein echter Kumpel eben.


Auch wenn diese Kamera heute nicht mehr zeitgemäss ist, nehme ich sie trotzdem immer mal wieder mit und belichte einen Film mit ihr. Dabei offenbart sie ein Geheimnis – sie mahnt den Fotografen zur Gestaltung der Bilder, verlangt eine intensive, durchdachte Arbeitsweise und belohnt mit besonderen Ergebnissen. Es ist einfach so — Alte Liebe rostet nicht!


Obwohl wahrhaftig viel und auf vortreffliche Weise über meine Lieblingskamera - der Nikon F3 -  geschrieben wurde, möchte ich im nachfolgenden doch ein paar der wichtigsten Merkmale zur F3 aufzeigen. Weitere Informationen, wie beispielsweise die Bedienungsanleitung, stehen als PDF-Dateien unter > DOWNLOADS zur Verfügung.


Doch nun ein paar Ansichten zum Klassiker Nikon F3, der ab 1980, trotz eines Kaufpreises von an die 3.000 DM, Furore machte und das Arbeitspferd vieler Profis und Traum vieler Amateure wurde.

 

Mit dem vom Industriedesigner Giorgetto Giugiaro gestaltete Kameragehäuse erreichte seinerzeit die Elektronik auch die Profis unter den Fotografen. Zur schon legendären F-Serie zählend, blieben Wechselsucher ebenso erhalten, wie die Systemkompatibilität der breiten Nikon-Objektivpalette. Erstmals war aber der Belichtungsmesser fest eingebaut und der Verschluss wurde nun elektronisch gesteuert, darüber hinaus bot die F3 eine Zeitautomatik.


Viele Profis standen der Elektronik zunächst skeptisch gegenüber, letztlich konnte diese jedoch überzeugen, und auch die F3 machte sich einen Namen als hoch geschätzte Profikamera.


Der Verschlusszeitenknopf befindet sich auch bei der F3 rechts vom Sucher. Der Auslöser sitzt aber erstmals auf der Achse des Schnellschalthebels und wurde als elektrischer Zweistufen-Schalter ausgelegt. Vorausgesetzt, man hat mittels eines kleinen Hebels vor dem Schnelltransporthebel das Messsystem der Nikon F3 zum Leben erweckt, wird in der ersten Stufe nach leichtem Antippen des Auslösers die Belichtungsmessung für 16 Sekunden aktiviert. In der zweiten Stufe wird ein Magnet im Spiegelkasten kurzzeitig ausser Funktion gesetzt - die Kamera löst den Verschluss aus. Das Ergebnis ist eine superweiche Auslösung mit deutlich geringerer Verwacklungsgefahr.


Für den Filmtransport haben die Nikon-Ingenieure eine mit mehreren Kugellagern arbeitende Mechanik konstruiert, mit der vor allem das zum Spannen benötigte Drehmoment deutlich reduziert werden konnte. Beim Betätigen des Transporthebels spürt man absolut keinen Unterschied mehr, ob ein Film eingelegt ist oder nicht.


Rechts, neben dem leider aus Kunststoff bestehenden Schnellschalthebel, befindet sich ein kleiner Hebel für Mehrfachbelichtungen. Betätigt, rastet er ein und kehrt erst nach erfolgter Auslösung beim zweiten Spannen des Verschlusses automatisch wieder in die Ausgangslage zurück. Möchte man eine Mehrfachbelichtung mit mehr als zwei Bildern durchführen, muss der kleine Hebel jedesmal neu in die entsprechende Stellung gebracht werden.


Wurde der Verschluss der Nikon F2 noch mechanisch gesteuert, so ist die F3 nun mit einem elektronisch gesteuerten Verschluss ausgestattet. Der elektronisch gesteuerte Verschluss bei der Nikon F3 gewährleistet eine Präzision, die weit über dem liegt, was sich mit einer mechanischen Steuerung erreichen lässt. Die Verschlusszeiten werden also mit ausserordentlicher Genauigkeit eingehalten und bei meiner 20 Jahre alten F3 bin ich immer wieder von dieser Genauigkeit angetan.  

 

Der Verschlusszeitenknopf enthält insgesamt 18 Rastpositionen mit Zeiten von 1/2.000 bis 8 Sekunden, eine rot eingelegten 1/60 Sekunde, sowie die weiteren Einstellungen >A< für die Zeitautomatik, >T< für Langzeitbelichtungen ohne Stromverbrauch, da beim ersten Druck auf den Auslöser elektronisch ausgelöst wird, jedoch mechanisch gehalten bleibt bis zu einem weiteren Druck. Dies zum Unterschied von >B<, wo der Finger den Auslöser niedergedrückt halten muss, sowie einer Einstellung >X< zur Verwendung mit solchen Elektronenblitzgeräten, die nicht in der Lage sind, die F3 automatisch auf die Synchronzeit bei 1/80 Sekunde einzustellen.


Die kürzeste Synchronzeit bei 1/80 Sekunde ist nach heutigen Begriffen eine Schwäche des Systems. Profis verlangen doch gerade nach möglichst kurzen Synchronzeiten für die Verwendung von Blitzgeräten bei Tag zur Aufhellung von Schatten und zur Verringerung von Kontrasten. Diese Schwäche war aber systembedingt, denn auch die Nikon F3 hat den gleichen horizontal ablaufenden Titanverschluss der Nikon F und der Nikon F2.


Unter dem Zeiteneinstellknopf befindet sich ebenfalls ein kleiner Schiebehebel, mit dem der elektronisch gesteuerte Selbstauslöser aktiviert wird. Wird dieser über den Kameraauslöser aktiviert, blinkt eine rote LED alle halbe Sekunde auf und informiert über den Ablauf. Nach acht Sekunden erhöht sich für die letzten beiden Sekunden die Blinkfrequenz. Unterbrochen werden kann der Ablauf des Selbstauslösers jederzeit durch Zurückstellen des Schiebers.


Während sich bei den Vorgängern F und F2 die eigentliche Belichtungsmessung oder sogar die gesamte Stromversorgung in den Prismensuchern befindet, ist bei der F3 alles im eigentlichen Kameragehäuse untergebracht. Die F3 verfügt als erste Kamera überhaupt über eine Flüssigkristall-Anzeige, die an der Vorderkante des Spiegelkastens angebracht ist und über die Belichtungsdaten informiert. Durch ein Spiegelsystem werden die Daten in jedem Sucher oberhalb des Sucherbildes eingeblendet. Die Vorteile dieser Anzeige liegen im geringen Energieverbrauch und dem ermüdungsfreien Betrachten auch über längere Zeit. Zu den Nachteilen zählen, dass die Flüssigkristall-Anzeigen nicht selbstleuchtend sind und für den Einsatz bei schwachem Licht über eine separate Beleuchtungseinheit verfügen müssen. Des Weiteren sind sie temperaturempfindlich und lassen nach einigen Jahren Gebrauch im Kontrast nach und sollten dann ausgewechselt werden. Habe ich aber bei meiner F3 bisher noch nicht für notwendig erachtet.


Im Automatikbetrieb informiert der Sucher über die von der Kamera eingestellte Belichtungszeit in ganzen Stufen. Bei manuellem Belichtungsabgleich ist zusätzlich zu dem kleinen >M< vor der Zeitangabe ein Pluszeichen für Überbelichtung sichtbar, ein Minus warnt vor Unterbelichtung und nur bei beiden Zeichen >+ -< gleichzeitig ist eine korrekte Belichtung mit einer geringen Anzeigentoleranz gegeben.


Die Sucherinformationen dienen gleichzeitig der Batterieprüfung. Erlischt die Anzeige nach leichtem Druck auf den Auslöser unmittelbar darauf wieder, ist ein Batteriewechsel fällig.

 

Die am Objektiv eingestellte Blende wird in der Suchermitte angezeigt, allerdings nur in Verbindung mit AI-Objektiven. Bei Ausführungen ohne diese Funktion bleibt das Anzeigenfeld leer. Links im Sucher befindet sich noch eine rote LED für die Anzeige der Blitzbereitschaft.


Wie die F- und F2-Versionen, zeigt die F3 ebenfalls 100 Prozent des Bildfeldes an. Damit hat man die Gewissheit, dass man stets genau das im Sucher sieht, was man später auf wiederfinden wird. Zudem stehen dem Fotografen nicht weniger als 22 unterschiedliche Einstellscheiben und fünf Sucher zur Auswahl.


Die Belichtung wird bei der F3 nicht mehr auf der Mattscheibe sondern im Boden des Spiegelkastens gemessen. Dort befindet sich neben der Silizium-Photodioden-Zelle für die Belichtungsmessung eine zweite Zelle für die Blitzbelichtung.


Für die Belichtungsmessung ist im Zentrum des Schwingspiegels eine Perforation angebracht, die etwa acht Prozent des einfallenden Lichts durchlässt. Dieses gelangt über einen kleinen Hilfsspiegel, der am Hauptspiegel befestigt ist, nach unten auf die genannte Messzelle im Kameraboden.


Dadurch ist die F3 zum einen gegen Licht, das eventuell durch den Sucher einfallen kann und die Messung verfälschen würde, weitestgehend unempfindlich, zum anderen wurde dadurch die stärkere Mittenbetonung der Messung möglich. Anders als bisherige Nikon Modelle besitzt die F3 so auch erstmals eine Gewichtung von 80 zu 20 statt der bis dahin üblichen 60 zu 40.

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